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CO2-Ziele für 2021: ein Wettlauf mit der Zeit

Von: Philip De Paepe

Ab 2021 muss die Automobilindustrie die CO2-Emissionen von Neuwagen auf 95 g CO2/km reduzieren. Dies ist auf eine neue europäische Norm zurückzuführen, an die sich Hersteller und Industrie halten müssen. Das ist kein leichtes Unterfangen. Deshalb hat Europa ein so genanntes Supercredit-System geschaffen, bei dem umweltfreundliche und saubere Autos ihre Pendants in derselben Modellreihe kompensieren. Aber jetzt ist es ein Wettlauf mit der Zeit…

Blog: CO2 targets for 2021

Trotz intensiver Lobbyarbeit der deutschen Autoindustrie hat die EU hohe Standards für 2021 festgelegt. Neben dem CO2-Grenzwert von 95 g/km müssen Neuwagen ab 2021 auch maximal 3,9 l/100km verbrauchen. Dies wird eigentlich schon ein Jahr früher der Fall sein, aber aufgrund einer Übergangsregelung müssen 2020 mindestens 95 % der Autoverkäufe die neuen Anforderungen erfüllen. Hersteller, die sich nicht an die Norm halten, werden mit einem Bußgeld von 95 € für jedes Gramm, das das Fahrzeug über den Grenzwert hinaus ausstößt, belegt. Um es klar zu sagen: 95 g ist der Industriestandard, aber das bedeutet nicht, dass alle Hersteller dieses Ziel auf individueller Basis erreichen müssen. Zum einen wurde historische Daten untersucht, indem die durchschnittlichen Emissionen der letzten Jahre über die gesamte Produktpalette eines Herstellers hinweg betrachtet wurden. Andererseits wurden auch die Modelle und die Verkaufsmengen untersucht. Hersteller mit vielen kompakten Modellen in ihrem Sortiment haben ein strengeres Ziel als solche mit größeren Modellen. Jaguar Land Rover zum Beispiel hat ein Ziel von 132 g, während Toyotas Ziel bei 94,3 g liegt. Das liegt zum einen daran, dass die Verkaufszahlen eines großen Herstellers wie Toyota bei den Berechnungen stärker ins Gewicht fallen, und zum anderen an der Geschichte des Unternehmens. Toyota hat sich seit Jahren auf Hybridtechnologien konzentriert, während Land Rover mit schweren Geländewagen handelt und beim Umweltschutz langsamer vorankommt.

Supercredits

Obwohl die europäische Automobilindustrie jedes Jahr 50 € Milliarden in Forschung und Entwicklung investiert, von denen ein großer Teil in die Motorenentwicklung fließt, werden einige Marken Schwierigkeiten haben, die Werte bis 2021 zu erreichen. Es besteht also eine sehr reale Chance, dass hohe Geldstrafen verhängt werden. Um den Herstellern etwas Spielraum zu geben, wurden Übergangsmaßnahmen in Form von „Supercredits“ geschaffen. Die Autohersteller können Modelle mit hohen Emissionen mit sogenannten Supercredits kompensieren, die sie mit besonders sauberen, umweltfreundlichen Modellen verdienen. Das bedeutet, dass Autos, die weniger als 50 Gramm ausstoßen, 2020 doppelt zählen. IM Jahr 2021 werden sie 1,62 zählen, wobei der Anteil danach jedes Jahr abnimmt.

Sinkender Marktanteil des Diesels, höhere CO2-Emissionen

Die Automobilindustrie steht jedoch nach wie vor vor einer großen Herausforderung, die direkt mit dem Rückgang der Beliebtheit des Diesels zusammenhängt. Ein Dieselmotor stößt etwa 15 Prozent weniger CO2 pro Kilometer aus als ein Benzinmotor. Bei einem prognostizierten Rückgang der Verkäufe von Dieselmotoren um 30 % in den kommenden Jahren wird dies einen Anstieg der CO2-Emissionen um 5 % bedeuten. Das erklärt, warum sich die Hersteller so sehr darum bemühen, ihre Baureihen elektrisch zu betreiben, denn nur so können sie eine deutliche Senkung der CO2-Emissionen erreichen. Sie befinden sich jedoch immer noch in einer Patt-Situation: Dieselmotoren sind aufgrund ihrer Feinstaubemissionen ausgeschlossen, schneiden aber in Bezug auf CO2 besser ab als Benzinmotoren.

Diesel market share dropping, higher CO2 emissions

Gut und weniger gut

Die PA Consulting Group hat eine umfassende Marktstudie über die neuen Emissionsvorschriften durchgeführt und auf der Grundlage historischer Daten und der technologischen Strategie, die die Hersteller in den kommenden Jahren verfolgen werden, einige Vorhersagen getroffen. Sie erwarten, dass nur 4 der 11 Hersteller (siehe Infografik) diesen Standard erreichen werden.Diese vier sind Volvo, Toyota, Renault-Nissan und Jaguar Land Rover. Premiumhersteller wie Daimler und BMW liebäugeln mit dem Grenzwert, aber laut der PA Consulting Studie werden sie ihn nicht erreichen. Dasselbe gilt für Massenhersteller wie die FCA-Gruppe, die PSA-Gruppe (zu der Open-Vauxhall gehört), Ford, Volkswagen und Hyundai-Kia.

Superstrafen und teurere Autos

Die Folgen der Nichteinhaltung der Norm können weitreichend sein, und für einige Hersteller könnten sich die Strafen auf über eine Milliarde Euro belaufen. Für alle gilt das gleiche Bußgeld: 95 Euro pro Gramm Überschreitung des Grenzwerts. Die individuellen Ziele für jede Marke sollten hier notiert werden (siehe Tabelle). Nun sind die Hersteller an der Reihe. Sie werden alle technologischen Register ziehen müssen, um diese CO2-Ziele zu erreichen. Investitionen in alternative Motorentypen kosten jedoch viel Geld, und die Hersteller werden diese Kosten an die Verbraucher weitergeben müssen. Es wird mit zusätzlichen Kosten in der Größenordnung von 1.000 € – 3.000 € pro Fahrzeug gerechnet. Das ist ein weiteres Problem für eine Branche, die ohnehin schon unter großem Druck steht.

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